Am Freitag um 19:53 UHR MEZ ist Endeavour an die ISS angedockt. Im nachfolgenden Briefing gegen 23:40 Uhr MEZ wurde die Presse davon unterrichtet, dass Material, welches sich beim Start löste, ein etwa 3×3 Inch (= ca. 7,5 cm großes) Loch in einer der Hitzekacheln unter der Raumfähre gerissen hat. Laut vorläufiger Radaranalyse soll es sich nicht um Schaumstoff der Außentanks sonderm eher um eine Eismasse gehandelt haben.
Die beschädigte Kachel befindet sich an der Unterseite in der Draufsicht links, kurz hinter der linken Landeklappe (da wo das linke Rad im Flügel steckt hinter der Klappe).
Derzeit werden Hitze- und Beständigkeitstests bei der NASA durchgeführt, um mögliche Reparaturszenarien zu evaluieren. Sollte der Schaden zu groß sein, sprich würde in den Simulationen der Toleranzbereich überschritten, so stehen drei Möglichkeiten zur Reperatur zur Verfügung – eine schwarze Pinselmasse, mit der die Region überstrichen werden kann, eine Platte, die mit Schrauben über der Region angebracht werden kann, oder eine Spachtelmasse, mit der die Region aufgefüllt werden kann. Derzeit steht noch nicht fest, ob überhaupt repariert werden muss. In jedem Fall ist ein Besuch der Unterseite des Shuttles, nach meinem Eindruck, von der NASA nicht wirklich gewünscht. Dennoch sind die Astronauten in diesem Manöver trainiert, da ein mögliches Fehlerszenario eine geöffnete Abdeckung unter dem Shuttle darstellt. In dieser Öffnung ist der Außentank befestigt, dieser wird nach dem Start nach ca. 8 Minuten bzw. der Beendigung des Eintritts in den Zielbereich abgesprengt. Ein fehlerhaftes Schließen der Abdeckung über diesem Befestigungsloch gehört zu Möglichen Fehlern. In jedem Fall ist der Shuttle/ISS-Verbund in einer guten Position. Endeavour ist nach der Reparatur der ISS-Stromversorgung während STS-117 (dort gab es einige Probleme) in dieser Mission an die Station angebunden und wird derzeit mit 6 Kilowatt Strom von der Station versorgt. Für die 10 Crewmitglieder (7 Shuttle, 3 ISS) stehen durch Anbindung die Produktionskapazitäten für Sauerstoff des Shuttles zur Verfügung. Somit ist genug Sauerstoff- und Wasser für 68 Tage verfügbar. In jedem Fall wäre eine Rettungs-Shuttlemission wäre bis zum 5. Oktober bereit.
Am gestrigen Samstag absolvierte die Crew zudem den ersten, regulären Außeneinsatz (EVA). Um 19:11 Uhr MEZ verließen Mission Specialist Richard Mastracchio (USA) und Mission Specialist David Williams (Kanada) die Quest-Luftschleuse, um das S5 Truss am Backbordende der Trägerstruktur anzubringen. Hierfür wurden die Start-Arretierungen in der Ladebucht noch vor dem Ausstieg gelöst und die viereckige "Stummel"-Struktur S5 mit dem ISS-Roboterarm ("Canadarm") an das gewünschte Ziel befördert. In dem ca. sechs Stunden dauernden Einsatz lösten die beiden Astronatuen zahlreiche Bolzen an der Struktur. Zwischenzeitlich hielten sie auch ein 2×2 Meter großes Stück ISS in der Hand. Sehr amüsantes Bild. Der Einsatz verlief so gut, dass einige "Get Ahead Tasks" erledigt werden konnten, Arbeiten, welche eigentlich erst für zukünftige Flüge vorgesehen waren und diese besser vorbereiten, in diesem Fall das Anbringen von S6 an der in dieser Mission überführten S5-Struktur. Es war sogar so viel Zeit übrig, um kurz gen Houston zu winken kurz nach 0 Uhr MEZ :-D
Ich konnte beide Ãœberflüge des Abends an einem wunderbar klaren Nachthimmel beobachten – sowohl während der Arbeit um 22:37 Uhr (bei der dann die gesammelte Mannschaft aus der Küche ebenfalls mit schauen konnte – irgendwann musste ich ja sagen, warum ich die ganze Zeit gen Himmel starre ^^;) als auch direkt nach Eintreffen zu Hause die kurze Sichtung gen Westen um 0:17 Uhr. Mittlerweile hab ich die Himmelsrichtungen von meinem Balkon hier in Brackwede recht gut raus, ich habe exakt an die richtige Stelle geschaut und in genau dem Moment des Eintretens in den Erdschatten konnte ich auf meinem PC die Verdunkelung quasi live mitverfolgen. Tolles Gefühl.
Ach und während der Arbeit hab ich noch ne Sternschnuppe gesehen, die erste Seit ca. 10 Jahren. Toller Abend :-)
Am heutigen Sonntag steht für die russischen ISS-Besatzungsmitgleider das Ersetzen des fehlerhaften Computerteils auf dem Plan, welches während STS-117 zum Ausfall aller Bordcomputer führte und das Shuttle Atlantis zur Steuerung der ISS zwang. Es handelte sich nicht um eine "Steckdose" an Bord sondern um ein Computersystem, welches als eine der integrierten Funktionen das Abschalten der Bordcomputer beinhaltete. Diese Funktion wurde fehlerhafterweise ausgelöst. Das neue Computerteil wurde bereits am vergangenen Sonntag an Bord eines Progress-Transporters angeliefert. Die Reparatur wird voraussichtlch 28 Stunden dauern, sprich die beiden Russen den ganzen fünften Missionstag von STS-118 in Anspruch nehmen sowie einen Teil eines folgenden Tages.
Die Endeavour-Crew wird am heutigen Sonntag den Schaden an der Unterseite des Shuttles untersuchen.