Eines vorweg – der Film ist nicht schlecht. Die Teaser haben nur lustige Szenen, in denen ich allesamt gelacht habe… dazu kommen noch einige weitere im Film, die ziemlich komisch sind. Es ist ein recht angenehmes Erlebnis im Kino zum ersten Mal gemeinsam mit mehr Menschen als nur der eigenen Familie so richtig über Homer, Marge, Lisa, Bart und Maggie zu lachen. Alle Synchronstimmen sind dabei, was hin und wieder ein Problem ist wenn man eine Fernsehserie auf die große Leinwand übertragen möchte. Die Zeichnungen sind durchweg gelungen, jeder Charakter wirft seinen eigenen Schatten etc. pp… auch dürfen einige mit Computerhilfe generierte Szenen nicht fehlen. Somit ist der Film auch technisch 1A.
Man ahnt schon – technisch gut – aber Inhaltlich? Nun, für den "echten" Fan gibt es einige Dinge, die abwertend wirken können. Zum einen wären da die ganzen Methoden, um Kontroversen aus dem Weg zu gehen. Ein großes Thema im Film ist Umweltverschmutzung. So ist eine Szene eindeutig an den Oscar-gekrönten Dokumentarfilm von Al Gore, An Inconvenient Truth (2006) angelehnt. Die Verschmutzung in "Die Simpsons – Der Film" aber befindet sich im See vom Springfield. Irgendein See in der Mitte von Nirgendwo, liegt doch Springfield an der Grenze von Nevada, Maine, Ohio und noch irgendeinem Staat. Erderwärmung, der Anstieg der Meere, Hurricanes, Dürren – all das wird nicht angeschnitten. Der Präsident im Weißen Haus ist Rainier Wolfcastle – angelehnt an Arnold Schwarzenegger. Der kann im wahren Leben gar nicht Präsident werden und mit dieser Methode umgeht man jedwede Kritik an der Witzfigur George W. Bush. Als Gaststar treten zu Beginn kurz "Green Day" auf, die nach "dreieinhalb Stunden Konzert" (Zitat) etwas über die Umwelt sagen wollen, nur um mit Müll beworfen zu werden. In oben genannter Al-Gore-artigen Szene überzeugt dann Lisa kurzerhand die gesamte Bevölkerung, den See nicht weiter zu verschmutzen. Anstatt dort Gore selbst einzuflechten (als Synchronstimme), und ihn in seiner derzeit recht rundlichen Struktur für den Ausfall des Liftes verantwortlich zu machen, gibt es eine Abstimmung für einen neuen Lift *Grillenzirpen**gähn*
Ohne Al Gore umgeht man irgendeine Einmischung in das Rennen um das Präsidentenamt im Jahr 2008. Als einziger weiterer Gaststar weist Tom Hanks uns dann später darauf hin, dass wenn der Präsident Springfield von der Landkarte tilgt, es eigentlich niemanden jucken wird. Wie war das nochmal mit der Umweltverschmutzung?
Dann einige Szenen in Alaska, das ja angeblich für 1000 US$ pro Einwohner verschmutzt werden darf (wobei mein Bruder bemerkte: "Sind die Simpsons nicht zu fünft?!"). Dort sehen die Ölpumpen wie geleckt aus und die Buchten wie ein Poster. Die Geschichte selbst? Bart fühlt sich von Homer verraten und geht zu Nachbar Flanders. Spannend *noch mehr Grillen*. Gut, dass wir eine Band, die verlassene Familie und ein anderweitiges Intersse Homers nicht schon EINmal hatten. Nein. Eher mehrfach.
Insgesamt ist der Film ganz nett, aber halt nicht annähernd so gut wie
die ersten 10 Jahre der Serie. Selbst der Slapstick kommt kürzer. Meine
persönliche Lieblingsszene ist jene, in der Sideshow-Bob auf dutzende
Gartenharken tritt. Ich habe knapp 2 Minuten geheult vor Lachen – ROTFL
in seiner Reinform. Gerade Slapstick regiert nunmehr den Film bisweilen über weite Strecken, dazu recht einfache Witze. Genitalien werden gezeigt, Stinkefinger – aber das "scheißende" Schwein hinterlässt im Haus keine Fäkalien. War man sich etwa für Fäkalienwitze zu schade? Simpsons Erfinder Matt Groening meinte, die Prämisse des Films sei gewesen "Was passiert, wenn sich Homer in ein Schwein verliebt". Die Schweine-Hinterlassenschaffen wirken aber durch den ganzen Film wie ein billiges Plot-Device, und das Schwein selbst braucht nur einen Sekundenbruchteil, um Homers Aufmerksamkeit zu erregen – und ist dabei weder sonderlich hübsch, noch irgendwie intelligent oder besonders. Ein ziemliches Langweil-Schwein. Und was hat der Film für das Schwein in Petto? Blockbuster wie Spiderman 3 und Harry Potter persifliert (nun gut – zugegebenermaßen sehr lustig). Einfacher geht’s aber irgendwo nicht, von solchen Dingen wie "Don’t ride the bomb" ist man meilenweit entfernt.
Der Grund aber warum ich den Film in dieser Art und Weise überhaupt auseinander nehme ist eigentlich der, dass mir die Käseglocke vom Moment ihres Auftauchens an nicht gefiel. Ich kann’s dem Film einfach nicht abnehmen. Es ist ziemlich weit hergeholt, und schlimmer noch: mit der Verwendung der neuesten US-Militär-Errungenschaft V-22 Osprey als hundertfachem Transportwerkzeug biedert sich der Film irgendwie bei der Regierung und den armeeverliebten Amerikanern an. Das hat mich genervt – zusammen mit der Tatsache, dass zu Beginn niemand um die Glocke patrouilliert und wohl jeder in Springfield vergessen hat, wie man eine Schaufel benutzt. Irgendwie alles ziemlich weit hergeholt und für mich persönlich total nervig. Vor allen Dingen wenn nachfolgend Maggie den "einzigen Weg" aus der Käseglocke heraus findet – ein Sinkloch, das einfach ein paar Meter weiter wieder aus dem Boden heraus führt. Später, nachdem die Simpsons durch das Loch entkommen, "frisst" besagtes Loch dann das gesamte Haus der Familie – alles sehr sehr nachvollziehbar. Gerade bei den Simpsons sitze sonst ich NIE vor dem Fernseher und sage Sachen nach dem Motto "wie unrealistisch". Die Glocke aber ging mir tierisch auf den Keks, vor allen Dingen die Tatsache, dass der Sinn einer Käseglocke ist, Sauerstoff von den darunter liegenden Sachen fern zu halten. Trotzdem überleben die Einwohner 96 Tage und länger… ach und wo wir gerade bei Umweltverschmutzung waren… Glas. Ãœber einer Fläche. Glas… Haus… Treibhaus… Treibhaus-Effekt? Neee… das wär ja jetzt irgendwie doch zu weit hergeholt. Aber dass Lenny und Carl ihre Gummi-Schutzanzüge im See weggefressen bekommen, ein hineingefallenes Eichhörnchen aber nachfolgend nur mutiert und dieses frisch geschlüpfte Tier offensichtlich zu den Wesen gehört, die durch einen Irisscan in das Oval Office gelangen können… ja DAS klingt schon nachvollziehbarer *Hand an den Kopf schlag*. Aber wie gesagt – das kritisier ich alles nur, weil mir die Käseglocke so auf den Sack ging
Dass die sonstige Handlungen natürlich in der Serie schon vorgekommen sind, könnte man eigentlich verschmerzen. Nur leider haben so viele Folgen der Serie besseren Geschichten – darunter die allseits geliebte Folge, wie Homer seine Mutter findet. Bart (und Lisa) waren auch schon einmal bei den Flanders untergekommen und haben dabei festgestellt, wie diese sie nerven… und die oben verlinkte Folge mit den Smashing Pumpkins ("Homerpalooza") war eindeutig besser im Bezug auf alles, was man als Gastband hätte einladen können. Green Day war erst vor kurzem zu Gast und die Smashing Pumpkins haben sich gerade erst wiedervereinigt. Das Verlassen der Familie durch Homer mit der zum Ende eintretende Einsicht, dass die Familie eben wichtiger ist als die Karriere kam in jener Folge der Kürbisse aber ziemlich genau schon vor. Vielleicht zu viel Ãœbereinstimmung. Und geliebte Haustiere hatte Homer auch schon.
Von mir also abschließend die Empfehlung: am besten nicht Donnerstags oder Freitags ins Kino gehen. Wie ich hier schon schrieb hat Comedy-Autor Ken Levine in seinem Blog kürzlich geschrieben, dass die Zuschauer nach einer arbeitsamen Woche in der Regel an Freitagabenden irgendwann zu müde werden und nicht mehr richtig mitgehen. Samstags sind sie dann wieder fit. Das vollste Kino und ausgeruhteste Publikum sollte man demnach Samstags haben – dann lachen alle schön mit, freuen sich – und man lacht selber auch mehr als ich zum Beispiel. Von Vorteil ist natürlich auch, wenn man vorher keinen einzigen Trailer gesehen hat – weshalb ich sie hier auch nicht weiter verlinke (wer sie doch sucht – oben auf’s Bild klicken).
Warten wir mal ab, wie sich die Einspielergebnisse entwickeln werden – ich finde der Film ist ungefähr so gut wie Ratatouille. Zu diesem mehr demnächst.
Das Publikum scheint "Die Simpsons" im Kino durchgehend zu lieben – er lässt Klassiker wie "Vom Winde Verweht" in den Wertungen reihenweise hinter (siehe Links unten). Er ist wohl "dumm genug", um eine breite Masse anzusprechen, wie mir scheint. Auch kann man es vielen Fans nicht übel nehmen, dass sie es genossen haben, die Simpsons endlich im Kino genießen zu können. Trotzdem bleibe ich dabei: ich habe bei vielen Fernsehfolgen Tränen gelacht – beim Film jedoch nicht ansatzweise. Das ist einfach der Unterschied zwischen damals und heute, und bei 7,50 Euro für einen Kinobesuch hört bei mir das Verständnis für den Mangel an geistreichen Inhalten und versteckten, witzigen Pop-Kultur-Referenzen auf. Mit etwas Werbung im Fernsehen gerne, aber ich kenne leider zu viel richtig guten Simpsons-Stoff, als dass ich ihren ersten Film ernsthaft eine Note oberhalb von "Guter Durchschnitt" geben könnte. Ich denke man kann bei DEM Eröffnungswochenende davon ausgehen, dass um 2009 herum der nächste Film auf uns zukommt.
Meine Wertung: 6/10
Weitere Kritiken:
Rotten Tomatoes – 89% fresh
IMDb – 8,6/10 Punkten – Nr. 66